PWC Brasilien
(with daily weblog)


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Im März 2006 war ich in Brasilien bei meinem ersten PWC. Für Freunde und andere Interessierte schrieb ich ein daily On-Tour-Update, das man unten finden kann.
Vorab noch eine kurze Einleitung:

Was ist der PWC?

Der PWC (Paragliding World Cup) ist der renommierteste Wettbewerb im Gleitschirmsport. Die 130 weltweit besten Piloten tragen den PWC übers Jahr an fünf verschiedenen Orten je eine Woche aus. Für mich ist es eine grosse Freude, dass ich mich nach nur 2 Jahren Fliegen für dieses Event qualifizieren konnte!

Der erste Durchgang '06 ist in Brasilien, dann folgt Österreich, Schweiz, Slovenien & Reunion. Aus Deutschland nehmen neben den Altmeistern Oliver Rössel und Thorsten Siegel auch Andreas "Pepe" Malecki teil. Rüdiger Gördes hat sich leider beim Treppensteigen verletzt und kann nicht kommen. Hier das Team im Detail

Natürlich mache ich mir keine Hoffnungen mit so wenig Erfahrung, und im ersten Jahr beim PWC, mehr zu erreichen als im Mittelfeld mitzuschwimmen. Aber alle Leute die schon mitgeflogen sind, waren sich einig, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, im Wettkampf dazuzulernen als den PWC. Darum gehe ich hin.


Der Austragungsort: Castelo

Castelo liegt ca. 350Km Luftlinie nordöstlich von Rio, trotzdem braucht man ca 8 Stunden mit dem Bus dafür. Der Reiseführer beschreibt den Bundesstaat mit den (un-)schönen Worten: "Wenn es in Brasilien einen Wettbewerb für den uninteressantesten Staat gäbe, dann würde Espirito Santo den ersten Preis gewinnen."  Nach meinem Besuch kann ich das nicht bestätigen: Die Küste mag zwar uninteressanter sein als anderswo, aber die Hügelzüge 100km ins Landersinnere sind gespickt mit schönen Zuckerhut-Felsformationen, grünen Tälern, Wasserfällen, etc.  Die Bilder von Castello, die ich vorher auf dem Netz gefunden hatte, stimmten mich auch recht zuversichtlich, es sieht fast aus wie das Allgäu im Frühling:

                
             
                    
(P.S.: Wer die Popup-Fenster nicht mag (z.B. wg.Bonsaimonitor) kann auch normal clicken!)
                               Thanks to www.flybubble.co.uk !

Am 11.März flog ich also nach Rio, um mich schon mal ein wenig an das Gebiet gewöhnen, ab 18. März ging dann der Wettkampf los, mehr dazu unten.  Rio selbst sieht auch für Fliger recht interessant aus, wenn man das Video von der letzen WM in Valadares anschaut, wo die Piloten am Anfang die Christus-Statue umkreisen. Man kann sich das auch vorher in Google Earth betrachten:  (Kmz-File)   
                                 

So, nun gehts aber los mit dem Reisebericht!

Sonntag, 12.März  -  Rio de Janeiro

Glücklich darüber, dem schaurigen Schneeregen in Deutschland entronnen zu sein,
und in freudiger Erwartung, schon vom Flieger im Anflug über die Copacabana die ersten Brasilianerinnen im Bikini zu sichten, muss ich etwas ernüchtert feststellen:
Das Wetter ist ungefähr so ekelig nass wie zuHause, nur ein bissel wärmer ...
   
Doch das soll schon bald mein kleinstes Problem werden: Als ich mit meinem US-Pass (der Deutsche [die EU braucht kein Visum] war gerade abgelaufen) vor der Kontrolle stehe, sagt mir der Mensch doch glatt: "You have no Visa, you have to go back home now!"  Ich lächle, und denke er mache wohl einen Scherz, aber er sieht so gar nicht nach einem Spassvogel aus :-( Meine Frage, ob man denn nicht auch hier in Brasilien ein Visum erhalten könne, verneint er grimmig. Schliesslich nennt er mir die einzig andere Option, die ich habe: Ich könne nach Argentinien weiterreisen, mir dort ein Visum holen, und wieder zurück kommen. Nachdem ich mit der US- und Deutschen Botschaft telefoniert habe, weiss ich zwar, dass die Fluggesellschaft "mich niemals ohne Visum an Bord hätte lassen dürfen", und dass mich so nur eine Teilschuld träfe, aber ich weiss auch, dass der unfreundliche Grenzer meint, was er sagt. (Hintergrund: Anscheinend haben die Amis irgendwann eine Visapflicht für Brasilianer eingeführt. Offensichlich ist der kleine dickköpfige Grenzer nicht der einzige dieser Art hier, also haben sie sich gesagt: "Wie du mir, so ich dir!" und nun brauchen auch alle US-Bürger ein Visum. Alberne Spielchen - und ich darfs ausbaden ...)

Ich habe inzwischen zwar gar keinen Bock mehr auf dieses Land, was mich nicht haben will, aber wie sagt Thomas Ide immer: "Hilft ja nix!" Also flugs den nächsten Flug nach Buenos Aires gebucht, und den Rest des Tages (zwar irgendwie schon in Brasilien, aber doch nicht so wirklich) in der Transitzone verbracht. Ich fühle mich dabei wie Tom Hanks im Film "Terminal"



           
Montag, 13.März  -  Buenos Aires, Argentinien

Nach einer Nacht auf dem Flughafen von Buenos Aires fahre ich in die Innenstadt, und suche die Botschaft. Auf dem Weg sehe ich die Botschaft Italiens, vor der sich schon lange vor Öffnung eine Menschenschlange um den Block ringelt - sicher über 100 Menschen warten auf ein Visum! Ich habe zum Glück nur mit einer kleinen Schlange frustrierter US-Amerikaner vor der Brasilianischen Botschaft zu kämpfen.

             
                  Bäckerei Eulenspiegel      Auch ihr stopp mich nicht!         Geschafft!

Dafür aber bekomme ich gleich den nächsten Tiefschlag mit der Auskunft, dass jedes Visum 3 Tage benötige. Mein Blick und mein unterdrückt-gereizter Ton tun bei dem hurtig herbeigeholten Chef jedoch seine Wirkung und er verspricht mir, dass mein Visum noch Heute Nachmittag fertig würde. Na bitte, geht doch...

Also habe ich Zeit, mir die hiesigen Sehenswürdigkeiten anzuschauen: Im Laufe des Tages muss ich festellen, dass es eine recht saubere und hübsche Stadt ist, mit sehr freundlichen, eifrigen und stolz dreinblickenden Bewohnern.
Meine Stimmung nähert sich langsam wieder von unten gegen den Level Null ;-)

     
     Shopping par Excellence          Eingang zu Restaurant        Das Rote Haus des Präsid.    Obelix was here!
                                                                         

Der Nachmittag wird dann zum Triathlon vom-Visum-zum-Shuttle-rennen,   Rushour-Speed-Racing und Very-Last-Minute- Flieger-Einchecken. Spät nachts bin ich zurück in Rio. Weil ich sogar zu müde bin, um eine Münze zu werfen, ob ich mir Rio noch anschauen soll, nehme ich einfach den letzten Bus nach Castelo, und falle wie tot in den Schlaf. Rio muss warten, ich werd sicher nochmal herkommen...
 
Dienstag, 14.März  -  Castelo, Training: Startplatz Apenin

Nach genau 70 Stunden Anreise von Haustür zur Hoteltür bin ich nun also am Ziel. Martin Pacejka (ich war mit ihm in Südafrika zusammen unterwegs) und ein paar Slovenen (von der Slovenian Open '05) laufen mir gleich über den Weg - die Welt ist klein! Sie wollen gleich los zum Fliegen - besser gehts ja gar nicht! Also eine schnelle Dusche und rauf auf den Berg: Zum Startplatz Apenin zieht sich eine winzige, enge & steile Strasse ewig durchs Gelände, vorbei an Bauernhöfen, man muss mehrere Kuhwiesen durchqueren (Zaun auf, Zaun zu), ...  Zum Glück ist dies nicht der offizielle Wettkampf-Startplatz

Der Himmel ist abgeschattet, ab und zu gibt es ein Wolkenloch. Der Start ist breit, es könnten locker 10 Leute gleichzeitig auslegen. Die Slovenen haben hier schon Übung und ziehen als Gruppe davon, während ich erst noch alles auspacke und es dann alleine versuchen muss. Der erste Flugeindruck meines ganz neuen Team-Schirms (Swing Stratus 6.23): Göttlich! Ich fühle mich auf Anhieb wohl darunter - dabei war ich die letzten Male eher skeptisch beim 6er - scheinen wohl einfach nur miserable FlugBedingungen gewesen zu sein. Aber der Einzelkampf im Flachland mit einem völlig übermüdeten Kopf verzeiht keine Fehler: nach nur 1 Stunde Rumgesuppe stehe ich am Boden - egal, es ist sauschön hier!

                
          Blick vom Start Ri Castelo          Blick zuück zum Start          Niedrige Basis, aber es geht ...
 
Mitwoch, 15.März  -  Castelo, Training in Uba

Heute sind schon deutlich mehr Piloten hier: Amis und Ukrainer, Japaner und Österreicher, manche als Team, manche allein. So ca. 30-40 davon starten den Tag über am Startplatz Uba: Ich habe noch selten so einen luxuriösen Start gesehen, mit Clubhaus, riesiger grüner Wiese und eine geniale Kante direkt in ein Amphitheatherartiges Gelände. Auf dem 2. Bild kann man den Startplatz bei der Anfahrt erkennen: es ist die erste hellgrüne Fläche neben dem Pass auf der Linken.
Die Kante, die sich von dort aus nach rechts zieht war Heute der Tummelplatz für die meisten. Wegfliegen auf Risiko wollten nur wenige, und die kamen meist nicht weit : Der Himmel war zwar beim Start noch recht blau- draussen regte sich noch nicht viel - doch bald zog es wieder gleichmässig zu, und die WolkenBasis lag nur knapp über Startplazniveau.

Schon wieder nur Rumgesuppe? Ja, aber das hat auch einen Vorteil: Während man so an den teils senkrechten Felswänden und waldigen Hängen entlangschrubbt, und überlegt, ob es draussen nicht doch besser ginge, hört & sieht man unzählige Vögel, streicht knapp über leuchtend blühenden Bäumen dahin, Wasserfälle rauschen an einem vorbei, ... Es ist wie eine "Dschungeltour-Plus", eben von oben.

                
        Auffahrt            Hier flog man den Tag über             Am Start, gegenüber der Wasserfall

Aus Jux stell ich Heut mal einen Track in den OLC, damit sich die Bastler was in Compe-GPS anschauen können. Mit den MRSID Karten der Nasa bekommt man da schon ein bissel was zu sehen von der Landschaft. Für Google-Earth-Freunde gibt es hier auch ein KML-File.

 

Donnerstag, 16.März  -  Castelo, Training in Uba

Gestern Abend ging hier noch mal ein Wolkenbruch nieder, der sich gewaschen hatte. Ich habe mich daraufhin mal auf die Suche nach einer Wetterseite gemacht und diese netten Aussichten gefunden:

Au au au... mal sehen, ob sie weiterhin so recht haben. Die Flüsse hier sind schon gut gefüllt, es regnet also nicht erst seit kurzem. Ich vermute, dass wir einfach etwas spät in der Saison sind: Im Internet steht öfter, die Saison ginge hier von Okt-März, bevor der Regen komme, und nun ist halt schon Ende März... Naja, ich will mal nicht zu pessimistisch sein. Immerhin hörte der Regen auch Gestern Abend wieder irgendwann auf, und alle Piloten trafen sich am Ortseingang bei einer Bar vor der man in einer Art Biergarten im Freien sitzen kann. Caipirinhas kosten ca. 2 Euro, da haben einige gleich mal auf Vorrat getankt ;-)

Aus fliegerischer Sicht war der Tag Heute dann auch so wie zu erwarten stand: Die Felswände dampften den Regen ab, die Basis lag wieder nur 150m über Start, und man konnte sich nach einer Halben Stunde gerade nur noch so halten.
So hätte man keinen Task ausschreiben können, aber vielleicht wirds ja noch!

          
              Auffahrt                             Usere tägliche Ridge,,,          
 Viel Feuchtigkeit, auch bei der Landung

Am Abend kamen dann noch Ewa, Oliver, Torsten, Stefan und Jens an sowie viele Schweizer - unser Hotel ist nun übervoll, so wie die anderen Hotels hier auch...
Leider kommen die Schirme von Oli & Torsten erst später, so dass sie Morgen noch nicht mitfliegen können.
 
Freitag, 17.März  -  Castelo, Training in Uba

Heute gibt es endlich mal gute Nachrichten: Das Wetter hat sich gerappelt, und man konnte etwas länger fliegen, immerhin 2 Stunden! Dann schattete es wie üblich ab, und begann auch kurz lokal zu schauern. Sei's drum, wir hatten Spass!

Inzwischen sind die meisten Piloten angekommen, und es wurde am Start und in der Luft sehr bunt. Sobald die ersten Urubu's (ein landestypischer, grosser schwarzer Vogel) Lust auf Frühstück haben, schalten sie die Thermik ein, und fangen an, langsam aufzukreisen und an den Wänden hochzusoaren. Man sieht sie dann auch den ganzen Tag über im Flachland aufdrehen, und kann so einiger- massen sicher die nächste Thermik finden. So fliegt man nicht einfach unwissend an einem Bart vorbei, der nur 100m weiter steht, wie zB. in Porterville in Südafrika.

Da ich Heute auch zum ersten Mal ganz nach Hause geflogen bin, gibt es zur Feier des Tages auch Bilder vom Endanflug auf Castelo ;-)

  
    On my way home...        Castelo in Sicht               Landeplatz, PWC-Zeltlager & Hotel        Junge Zuschauer
 

Morgen ist der erste offizielle Trainingstag, wo dann wohl auch alle Piloten starten.
 
Samstag, 18.März  -  Offizielles Training: Regen, Regen, Regen ...

Wenn man die Hauptbeschäftigung während des offiziellen Trainingstages Heute nimmt, müsste der PWC wohl besser "Para-Waiting-Club" heissen: Wir warteten auf 'besser Wetter' aber es kam nicht.

Eigentlich waren alle noch guter Dinge, als wir zum Startplatz fuhren, aber schon bald formte sich eine grosse schwarze Wolke über Castelo und breitete sich von dort über die ganze Region aus. Regen fiel aus ihr, viel Regen... Die Fahrt zurück auf den offenen Lastwagen wurde durch Planen etwas erträglicher, dauerte aber durch Aufenthalte recht lange. Ein paar Piloten wechselten dabei die Sportart, und spielten in einer offenen Halle Fussball.

          Spinne am Morgen,             Der grosse Regen, und die        Deutschland spielt        Begrüssungszeremoniell
        Kummer und Sorgen              Brasilianische Antwort!                in Brasilien?

Am Nachmittag war Anmeldung und am Abend gab es eine grosse Eröffnungsfeier - sogar die alten Hasen beim PWC waren erstaunt, wieviel Aufwand sie für uns hier machen. Das bestätigt noch mal, was wir alle hier bisher erlebt haben: überall auf der Strasse und in den Geschäften wird man von den Einheimischen angesprochen, ob man denn auch am "Mundial de Parapente" teilnähme, und wünschen einem viel Glück!

 
Sonntag, 19.März  -  1.Wettkampftag: Cancelled  -  Dafür: Der Tag am Meer

Heute beginnt der PWC: Der erste Wettkampftag! Leider sieht man schon vom Frühstückstisch die ersten Regentropfen fallen, und dementsprechend gibt es lange Gesichter überall.  Frank Brown, (der Local Hero in Brasilien) macht uns auch wenig Hoffnung, dass sich das in den nächsten Tagen ändert: Auf die Frage warum der Wetterbericht der aushängt, schon 2 Tage alt sei, meint er nur, der sei ihm noch lieber, als der aktuelle :-(    Um 10Uhr beim Briefing heisst es auch endgültig: "The day is cancelled"

Alternativprogramme sind hier leider nicht besonders zahlreich. Man kann in die nächst-grössere Stadt - Cachoeiro de Itapemirim - fahren, um dort ein wenig zu shoppen (Sonntags aber nicht so sinnvoll). Der Strand in Victoria lockt zwar bei bedecktem Himmel leider auch nicht besonders, aber wir fahren trotzdem mal hin, immerhin habe ich das in Rio ja verpasst.

Es wird dann doch noch ein ganz toller Tag!  Das Meer ist zwar etwa so trüb wie der Himmel, aber das Wasser ist erträglich warm, und wir Bodysurfen um die Wette. Jens schlägt uns alle um Längen (!) Pepe redet von Glück. Erst als er wieder laut ruft: "Unverschämt - zum 16.Mal Glück hintereinander!" müssen wir einsehen, das Jens die bessere Technik hat ;-) Ich hoffe er fliegt nicht so überlegen wie er durchs Wasser gleitet, sonst seh ich ihn nie in der Luft...

          Strand mit kleiner Bar         Der Gleit-Winkel-Contest         Wir feiern Jens' Sieg      Unser Birdy fängt 'nen Wal

Sein Tagessieg wird auch sofort an der Strandbar nebenan gefeiert. Später gehen wir zum Abendessen in einem Restaurant am Meer, wo uns ein riesiger Fisch angeboten wird. Wir bekommen erst einige Teller Scampis, dann warten wir lange
auf den Hauptgang und bekommen endlich etliche Töpfe Fischgulasch mit grossen Fischstücken vorgesetzt. Wir sind etwas verwundert, weil wir den Fisch gegrillt haben wollten, und denken "Wie jammerschade, solch einen schönen grossen Fisch in Stücke zu zerteilen!" Aber dann siegt der Hunger und wir essen das sehr leckere Gericht, bis wir alle pappsatt sind.

Die nette Bedienung räumt auch gleich ab, doch kurz darauf bringt sie neues Besteck und Teller, denn *nun*  soll der Hauptgang folgen: Unser Riesenfisch ist nun endlich gar gegrillt.  Wir gucken uns mit grossen Augen an, und fangen an zu lachen. Jeder tut sein bestes, noch wenigstens einen Teil des 'Wals' zu verspeisen,
und wir sind alle ziemlich geschafft aber glücklich über dieses besondere kulinarische Erlebnis.

Insgesamt also ein wirklich schöner Tag, auch wenn es nicht zum fliegen ging.
Dafür brauchen wir Morgen, wenn es dann hoffentlich losgeht auch keinen Wasser- balast mehr mitzunehmen, dafür schleppen wir nun ja unsre dicken Bäuche rum ;-)

P.S.: Stefan Mast schreibt nun auch die offiziellen DHV-Updates wo man noch mehr erfahren kann.
 
Montag, 20.März  -  2.Wettkampftag: Platz 6 :-)))

Heute liefs wie geschmiert! Wie zum Trost für den trüben Tag Gestern, schien Heute die Sonne schon vor dem Aufstehen durchs Fenster. Das ist zwar noch keine Garantie für einen tollen Flugtag, aber immerhin besser als Regen! 
Das Glück bleibt uns hold, und der Tag entwickelt sich gut: Das Startfenster wird um 12:30 Uhr geöffnet und die Piloten dürfen der Reihe nach starten. Bis ich Anfänger raus kann (ganz zuletzt) vergeht einiges an Zeit. Alle Anderen hängen schon in verschiedensten Höhen an und über der Wand, einige auch sehr hoch unter einer Wolke. Ich habe noch 20 Minuten mich zu ihnen hoch zu arbeiten -
und schaffe es :-)

    
         Race zum ersten Turnpoint        Schönes Flachland            Noch kaum Leute im Ziel        Danke Stratus!

Das ganze Feld fliegt nun raus zur ersten Wende (ich mittendrin, Bild 1) und dreht, um den zweiten Punkt zu erreichen. Ich fliege an der Wand entlang und habe nur Sinken. Als ich schliesslich den Punkt erreiche, bin ich fast beim Wald, und es sieht so aus als ob alles um mich herum zum Landen geht. Durch die 4 Tage Training letzte Woche weiss ich aber, dass man hier mitten im Tal immer noch mal einen Hauch von Thermik finden kann, und, wenn man sehr geduldig ist, sich auch wieder quasi am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Nur schade, dass es sehr viel Zeit kosten wird, wenn es überhaupt klappt.  Ich finde ein paar Leidens-genossen, die mit mir kurbeln und wir kommen gaanz langsam höher. Irgendwann scheint die Sonne wieder auf die Wand und ich komme dort wieder ganz nach oben.

Als ich mich umschaue, sehe ich dass ein sehr grosser Pulk mit 40 Piloten schon weit vorne im Flachland unterwegs ist. Na das fängt ja toll an... :-( Um ins Flachland rauszufliegen suche ich mir zuerst noch 2 Mitstreiter, denn ganz alleine findet man die Thermik draussen schlechter. Kaum dass wir aus dem feuchten Kessel weg sind, geht es auch viel schneller vorwärts. Wir wechseln uns ab und hangeln uns von Bart zu Bart. Der Führungspulk wählt eine komische Route, weit ab vom direkten Weg, ich kann mir nicht erklären wieso.  Irgendwann verliere ich sie aus den Augen.

Schliesslich drehe ich unter eine fetten Wolke auf, und schaue, wieviel Höhen- meter ich noch brauche um den Endanflug ins Ziel zu beginnen. Als ich oben angekommen losfliegen muss sind es auf 18Km gerade 0m Sicherheitsreserve.
Aber ich habe Rückenwind, und der Zähler geht beständig nach oben. Ich bin misstrauisch, weil ich kaum einen Schirm vor mir sehe, und will auf Sicherheit fliegen: Ich trete daher nicht ins Gas sondern sammle weiter Sicherheitshöhe.
Als ich laut GPS nur noch 6Km vor dem Ziel sein soll verstehe ich nichts mehr:
Ich halte Ausschau nach einer riesigen Menge gelandeter Gleitschirme, und kann nur grüne Wiesen entdecken. Also weiterhin auf Sicherheit Fliegen? Irgendwann wird mir klar, dass das Ziel direkt vor mir sein muss, und die anderen schlicht noch nicht da sind. Also trete ich noch mal ins Gas, komme aber mit 750m über dem Boden an: Da hätte ich noch einige Plätze gut machen können... Naja, egal ich bin im Ziel, und das nicht gerade weit hinten, sogar irgendwo in den Top 10?  
Nach der Auswertung steht es dann fest:  Platz 6!  Ein grandioses Ergebnis für mich, bei meinem ersten PWC! Ich bekomme viele Gratulationen und kann es kaum Glauben - nun gehe ich erst mal Feiern! ;-)

Jens Kierdorf (mein Zimmergenosse) hatte Heute übrigens schon wieder dieses "Unverschämte Glück" wie Gestern mit der Welle: Er ist noch vor mir im Ziel!
Die anderen Deutschen im Team und meine Kollegen aus dem Swing/Mustang-Team sind leider alle irgendwo auf der Strecke geblieben...
Als ich Leute aus dem Führungspulk fragte, warum sie alle diese seltsame Strecke abseits der direkten Linie gewählt hattem auf der sie dann schliesslich auch strandeten, bekam ich hauptsächlich zur Antwort: "Gruppendynamik: Vorne dachten wohl ein paar, dass der Seitenwind zunehmen würde, so dass sie den Endanflug mit Wind von hinten legen wollten. Alle Anderen sind dann einfach hinterher, weil keiner alleine ausscheren wollte...."

P.S.: Eine weitere Seite mit Berichten findet man unter www.swissleague.ch
 
Dienstag, 21.März  -  3.Wettkampftag: Durcheinander um den GPS-Track...

So nah liegen Freud und Leid beieinander...
Ganz ungläubig schauten wir Heute Morgen aus dem Fenster und fragten uns, ob wir Gestern nicht doch einen Caipi zuviel hatten: Aber nicht wir, sondern der Himmel war blitzeblau & wolkenlos. Das habe ich bisher hier noch garnicht gesehen!

Wir werden also auch zügig auf den Berg gekarrt, und es geht früher los als Gestern. Ich darf durch meine gute Platzierung Gestern auch mit bei den Ersten starten, und es geht super ganz nach oben. Irgendwann sind alle unterwegs und fliegen los. Doch auf der anderen Seite trägt es nur verhalten, und alle schaukeln eng beieinander durch ruppige Bärte. Ich konzentrier mich ganz darauf, dass ich niemand gefährde, und trotzdem einigermassen mitschwimme. Das klappt auch ganz gut - bis zur Hälfte des Rennens kann ich mich sogar noch am Schluss des ersten grossen Pulks halten, dann fliege ich mehr auf Sicherheit, weil ich viele Piloten sehe die irgendwo unten schon landen. Ich will aber wieder ins Ziel kommen. Wir sind als Gruppe immer recht hoch an den Wolken unterwegs, aber nach eine längeren Querung kommen wir dem Boden bedrohlich nahe. An den Bäumen und Felswänden arbeiten wir uns wieder hoch, und es sieht schliesslich so aus als könnte man von hier schon zum Ziel fliegen. Das Ziel liegt Heute Richtung Meer, und ich fürchte, dass die Seebrise als Gegenwind viel Höhe kosten könnte. Also baue ich noch mehr Höhe auf, und nach 4 Stunden und 57Km Kampf erreiche ich das Ziel wieder mit über 750m Höhe Überschuss. Egal: Meine Theorie war richtig: Etliche Leute stehen durch den Gegenwind kurz vor dem Ziel am Boden.


       Der Start, weit unten          Blick runter: Granitwand              Ulli unterwegs ...                Idyllischer Landeplatz

Meiner Euphorie, nun schon zum 2. Mal das Ziel geschafft zu haben folgt dann nach dem Auslesen des GPS die Ernüchterung: Ich habe vor lauter Konzentration, ja niemand im Getümmel in die Quere zu kommen, nicht noch ein letztes mal den Startzylinder kontrolliert, und bin anscheinend mit 9 weiteren Piloten zu früh hineingeflogen? Das heisst der Flug wird nicht gewertet 0,0 Punkte :-(
 
Ich ärgere mich und denke nur: Typischer Anfängerfehler! Den Fehler muss wohl tatsächlich jeder mal selber machen. Die Dummheit schmerzt, aber nungut, das passiert mir nun nicht nochmal.

Dennoch konnte ich Heute auch während des Flugs gut sehen, dass ich noch einiges zu optimieren habe, denn die anderen sind verdammt schnell geflogen. Wenn sie gestern nicht so viel Pech gehabt hätten, wäre ich irgendwo auf Platz 40-50, schätze ich...
 
Mittwoch, 22.März  -  4.Wettkampftag: Heute mal nicht im Ziel ...

Meinen gestrigen Einleitungssatz (Freud/Leid) kann ich Heute 2 Mal wiederholen:

  • Einmal so rum: Leid und Freud: Nach dem Leiden Gestern erfahre ich Heute beim Briefing dass mein Flug von Gestern nun doch gültig war! Am Startplatz hängen die Final-Lists aus, wo das abzulessen ist! ???  Die Erklärung folgt beim Briefing: Die Wettbewerbsleitung hat sich gewundert, warum gleich 10 Piloten den gleichen Fehler gemacht haben. Also haben sie über Nacht nochmal nachgerechnet und einen Fehler bei der Auswertung entdeckt. Uff, das ging ja gerade noch mal gut! Overall bin ich damit auf Platz 10. Der nächste von den Deutschen ist Jens Kierdorf auf Platz 19. Naja, so wie die Jungs fliegen, wird dieser Vorsprung *sehr* schnell dahin sein ;-)
     
  • Und einmal so rum: Freud und Leid: Nach der Freude über diese unverhofft frohe Botschaft, saufe ich Heute mit einer Menge anderer Leute ab, und komme nicht ins Ziel.

Dabei schien der Tag durchaus gut zu werden: Der Himmel ist zwar nicht so blau wie Gestern, aber es sieht durchaus brauchbar aus. Ich darf Heute durch Platz 10 wieder in erster Reihe auslegen und starte auch als erster. Es geht satt nach oben, und wir warten brav an der Wolke, um Heute auch ganz sicher nicht zu früh in den Zylinder einzufliegen. Irgendwie traut sich Heute keiner loszufliegen, und wir kommen mit mehr als einer Minute Verspätung am Zylinder an.
Leider relativiert sich die Einschätzung der guten Bedingungen auf der anderen Talseite: Ca. die Hälfte der Piloten bekommt Anschluss nach oben, die andere Hälfte dümpelt knapp über dem Wald nach Castelo weiter. Dort spült es alle, die unten rumkrebseln noch weiter runter, und man sieht schon die ersten beim Landen. Ich beisse mich an einem Hügel im Tal fest, und warte quasi mit dem Hintern durchs Gras schleifend auf den rettenden Thermikbart. Endlich kommt einer und ich kann mit ein paar anderen Weiter aufdrehen und weiter zur nächsten Hügelkette. Dort gibs das gleiche Spiel - nie gehen die Bärte hoch bis zur Wolkenbasis, immer ist schon nach der Hälfte Schluss.  Weit in der Ferne sieht man den Führungspulk immer noch weit oben. 

     
           Start, diesmal vom Boden         Wettrüsten auf Japanisch                  Kinder überall           Frank Brown

Dann geht alles ganz schnell: Wir kommen alle sehr tief, fliegen eine FelsWand an, alle fliegen links daran entlang runter. Ich schlage die andere Richtung ein, und komme hoch und drüber - Yes! Doch zu früh gefreut: Danach fliege ich nämlich alleine weiter zu einem hohen, spitzen Granit-Zuckerhut. Die Thermik rauscht an dem Schwarzen Klotz hoch - das müsste doch gehen? Leider rumpelt es dort nur gewaltig, aber bildet keinen sauberen Bart aus. Ich drehe in dieser Waschmaschine 3 Mal ab dicht über der Spitze auf, und möchte nicht dran denken, was ein Abgang auf diesen Kegel heissen würde. Nachdem die ganze schöne Höhe jedesmal wieder dahinschmilzt gebe ich irgendwann auf, und versuche es im Flachland draussen. Alleine habe ich aber keine Chance und stehe schon bald am Boden. Platz 66 Heute, was mich von Platz 10 auf 23 Overall zurückwirft. Naja, das entspricht dann auch langsam eher meiner Leistung ;-)

Immerhin habe ich so die Chance als einer der ersten Piloten im Ziel zu sein, leider  nur auf dem Landweg. So komme ich auch in den Genuss den Zieleinlauf live mitzuverfolgen: Insgesamt kommen nur 4 Leute an, einige stehen kurz vorher am Boden. Am spektakulärsten ist Fank Browns Anflug, bei dem jeder meinte: Das langt niemals! Aber er mogelte sich Meter um Meter näher, bis er gerade so mit einem Meter über die Linie schleicht.  Ewa rettet sich, nachdem sich unsere Wege trennten, und schafft es bis ein paar Km vor Ziel - das ist eine wirklich grosse Leistung. Sie landet erst, als alle anderen schon lange am Boden stehen. 

Morgen und die nächsten Tage sieht es nun nach guten Wetterbedingungen aus.
Ich geh nun also besser mal ins Bett, um Morgen fit zu sein!

Donnerstag, 23.März  -  5.Wettkampftag: Wandertag ...

Heute war ein kurzer FlugTag für mich, und für ca. die Hälfte der Piloten. Der Start wurde wegen einer grossen Wolke immer weiter nach hinten rausgeschoben, die Aufgabe 2 Mal geändert. Schliesslich wurden wir rausgeschickt, um rumzudümpeln.
Ich wollte ganz vorne bei den guten Leuten dabei sein, da die wohl die Beste Entscheidung zum wegfliegen treffen würden. Als wir dann Alle niedrig an einem Hügel im Flachland ankamen, ging es für manche, wie meinen Teamkollegen Klaus-Günter Eberle und mich ganz schnell zur Landung. Leider habe ich mir eine Stelle zum Landen ausgesucht, die nur von oben gut aussah: Unter einem glatten "Teppich" aus Wickenartigem Rankengewuchs lagen gefällte Bäume. Meine Füsse sinken ohne Widerstand durch diese Schicht hindurch und ich werde jäh vom nächsten querliegenden Baumstamm gestoppt. ( Das Thema Landeplatz ist hier sowieso sehr speziell: Wir hatten nun schon etliche Leitungs-Berührungen,weil man die dünnen Kabel nicht sieht, die oft lange Strecken spannen, oder auch mal von Baum zu Baum gehen, so dass man nicht mal Masten sehen kann. Andere Piloten steckten bis zur Hüfte im Sumpf, der von oben wie eine ganz normale Wiese aussah. Die Beste Story hatte ein Flieger, der auf einer Wiese mit Bullen landete, von denen einer Angriff, nachdem er zusammengepackt hatte [Die Biester haben erstmal noch Schiss vor dem grossen, offenen Gleitschirm] Er warf ihm wohl den Packsack entgegen und flüchtete...)

Naja, nachdem der erste Schmerz verdaut war, geht der Blick nach oben: Dort drehen die anderen im Null-Steigen, bis sie langsam doch noch höher kommen und irgendwann wegfliegen.

          
                   Guter Dinge...    & Kurz darauf!       Tja, wer kann, der kann..    Kirchlein in der Pampa

Mir bleibt ein langer Fussmarsch als einzige Alternative. Die Analyse, warum ich am Boden stehe und die anderen nicht ist recht einfach: Die fliegen einfach ein Stückchen besser als ich. An solch schwachen Tagen merkt man dann schon die feinsten Unterschiede zwischen den Piloten und den Schirmen: Wenn ein Pilot bei guter Thermik mit 3,0 Meter und ein anderer mit 3,2m pro Sekunde steigt, macht das gerade mal eine Schirmhöhe Unterschied pro Minute - kaum relevant. Wenn aber hier an solch schwachen Tagen die guten Piloten teilweise 5 Minuten mit mehr oder weniger Null oder +0,1 rumdrehen, dann sinken die nicht ganz so guten Piloten langsam weiter runter, bis die Termik schwächer wird und sie unten rausfallen und landen gehen müssen. Mein Schirm ist super, keine Frage: er kann mit den Boomerang 4 recht gut mithalten. Aber hier sind schon einige Prototypen unterwegs, wie der RiesenOmega vom Chrigel, die einfach nochmal etwas besser sind, und in Kombination mit dem tollen Pilotenkönnen sogar hier in schwachen Bedingungen konstant gute Ergebnisse einfliegen können: Chrigel Maurer (der Vorjahres-PWC-Sieger) hat sich schon wieder auf Platz 1 Overall vorgearbeitet.

Ein Sorry an all die Leser, die mit diesen Details über Schirme und Flugtechnik nicht so viel anfangen können. Leider ist es gerade das, was mich hier hauptsächlich beschäftigt. Während des Flugs bekomme ich von der Landschaft selbst fast nichts mit: Ich schaue praktisch nur auf die anderen Piloten, die Wolken über mir, meine Instrumente und ab und an nochmal wo ein Hügel ist.

Dabei ist die Landschaft hier wunderschön! Immer wenn ich wo tief komme und ein paar Meter über dem Wald oder Granitfelsen herumschrubbe kann ich mir doch mal wieder einen Blick auf die Details der Landschaft gönnen. Die Wanderung Heute war da auch sehr nett: Wir kamen irgendwann an ein kleines Kirchlein und sassen den Rest des Nachmittags unter einem grossen Baum im Schatten und genossen die ländliche Idylle bei guten Gesprächen. Ich möchte da gar nicht an die Kälte zu Hause denken...

Morgen wirds wohl auch fliegbar, und diesmal werd ich mich an jedem Lufthauch festbeissen! ;-)

 

Freitag, 24.März  -  6.Wettkampftag: Erster ... beim Einchecken! ;-)

Heute war ich Erster! Leider nur als erster zurück im Headquarter zum Abgeben des GPS ;-)  Dabei lief es Anfangs sehr gut: Ich bin bis 2/3 des Rennens noch bei den ersten 10 mitgeflogen, unter anderem dem Überraschungs-Gewinner der letzten zwei Tage: Andy Aebi aus der Schweiz. Leider lag ab dort der restliche Weg ins Ziel voll im Gegenwind. Es ging nur noch sehr langsam vorwärts und immer mehr Piloten schlossen auf.
Als unser inzwischen recht grosser Pulk an der WolkenBasis ankam, teilte sich die Gruppe: Weil ich nicht wieder wie Gestern im Nullsteigen weiterdrehen wollte, entschloss ich mich mit einer kleineren Gruppe guter Piloten (vor allem Manuel Croci) weiterzufliegen. Bis da hin war die Thermik auch so gut, dass wir sicher was neues finden würden. Denkste: Wir standen voll im Wind und verloren nur an Höhe. Einige waren noch tiefer und schafften es nicht mal auf den nächsten Hügel. Ich kam dort gerade so darüber an, mit ziemlich weit gedrücktem Beschleuniger, und freute mich: gerettet, erstmal. Aber zu früh gefreut: Ein paar soffen gleich ab, und der Rest kam nie mehr richtig hoch von dort: Jede schwache Thermik verpuffte bald wieder. Irgendwann probierten wir die Flucht nach vorn - und standen am Boden... also nur 44Km, das sind zehn vor dem Ziel :-(

          
                   Ulli taking off    Startplatz : Foto by M.Scheel      Coalminer..    Schulklassen beim PWC

Erstaunlicherweise fanden die Piloten die wir schon sicher hinter uns auf dem Boden glaubten, im Lee des Hügels noch einen Bart, der aus einer schwarzen Kohlegrube aufstieg, und sie bis an die Wolke katapultierte. Dort stiess dann Chrigel Maurer hinzu mit ein paar anderen und insgesamt flogen über 40 Piloten ins Ziel.  Jens kommt wohl etwas zu spät zu der Kohlegrube, das Resultat sieht man auf dem dritten Bild: Sein Shirt sieht aus wie das eines Minenarbeiters, und der Schirm strahlt nun in dezentem Anthrazit statt Weiss ;-)

Sicher Fragen sich viele von Euch inzwischen: Ist der ganze Wettbewerb in Brasilien eigentlich nicht ein reines Glücksspiel, wenn jeden Tag auch Top-Piloten dabei sind, die es gerade nur mal so zum Landeplatz schaffen? Eines von vielen prominenten Beispielen Gestern: Frank Brown, einer der absoluten Spitze, dessen Heimspiel dies hier ist, musste auch direkt unterm Start im Kessel landen.

Aber wenn man die Overall-Liste der letzten Tage anschaut, sieht man schnell, dass sich dort die üblichen Verdächtigen vorne finden: Vielleicht haben die einmal Pech, aber sonst stehen sie auch hier ganz vorne. Vieles, was auf einem 'Durchschnitts-PWC-Piloten' einfach nur Glück oder Pech zu sein scheint, können die wirklich Guten dann halt doch rechtzeitig erkennen und nutzen oder vermeiden.
Ich habe Heute Morgen im Bus mit einem Japanischen Piloten gesprochen, der dar-über lachte, dass ich gerade mal 2 1/2 Jahre fliege: Er flöge seit 24Jahren, erst Drachen dann Gleitschirm, also müsse er eigentlich 10mal so gut fliegen wie ich ;-)
In solch komplexen Bedingungen wie man sie hier findet macht sich diese Erfahrung dann besonders bemerkbar.

Ich habe noch mehr Webseiten entdeckt, für die besonders Informationshungrigen.
Dort wird auch endlich mal beschrieben, wie es den Champs erging, und nicht immer nur meine Berichte aus Anfängersicht ;-)

Samstag, 25.März  -  7.Wettkampftag: Im Ziel ... aber laaangsam!

Der letzte Tag des Wettkampfs, und immer noch ist das Wetter super. Das ist nun schon der 6. fliegbare Tag, das hätte Anfangs niemand hier erwartet!
Weil Heute Samstag war, kamen unglaublich viele Einheimische an den Startplatz: Viele in der Region hatten die Schwärme von Fliegern über sich gesehen und wollten Heute an ihrem freien Tag auch mal sehen wo die denn herkommen. Es gab wohl noch selten so viele Zuschauer bei einem PWC habe ich mir sagen lassen.
Zwei Akro-Flieger zeigten vor dem Start ihre Synchron-Show und die Menge johlte vor Begeisterung.

          
                   Dorfjugend         Marmorsteinbruch        Letzte Berge vor dem Meer       Übersicht: Der Flug Heute

Dann wurde die Aufgabe verkündet: Die Tasksetter (unter andrem Pepe Malecki) wollten uns Heute wohl nochmal was gutes tun, nachdem manche, wie z.B. unsere arme Ewa die ganze Woche noch nicht im Ziel standen, obwohl sie teilweise echt gut geflogen sind (auch Ewa hat teils über 900 von 1000 Punkten) Also ging die Aufgabe heute mit dem Wind Richtung Meer, 53Km weit.  Ich startete früh und war bald oben an der Wolke - perfekte Ausgangsposition (Für die nicht-Flieger: Der Start wird definiert durch einen Kreis [von z.B. Heute 2Km Durchmesser] um einen Punkt auf dem GPS, in den man nicht vor einer bestimmten Zeit einfliegen darf) Bei Windstille ist es egal, wo man vor dem Kreis wartet. Heute war es windig, und optimal wäre es natürlich, zur Startzeit mit Rückenwind losfliegen zu können, und nicht erst noch gegen den Wind zur Kreismitte. Also flogen Pepe und 3 weitere Los, um sich dort zu positionieren. Sie fanden auch eine Thermik, also nicht wie hinterher! Aber als ich dann dort ankam, war die Thermikblase schon durch und ich kam nicht mehr an die anderen ran. Geschickt selbst ausgetrickst :-( 
Ab diesem Moment flog ich den ganze Tag eigentlich nur noch hinterher, weil die den ganzen Tag nur Schubweise blubberte (In den Alpen gibt es meist konstante Thermikschläuche) und immer wenn irgendwo eine Gruppe drehte, war die Blase schon vorbei, wenn man unten einsteigen wollte. Ich musste mich also mit den übriggebliebenen Langsamfliegern zusammen tun, denn bei denen konnte ich immer oben in die Blase einsteigen. Natürlich kommt man so nicht so schnell weiter wie mit dem Führungspulk und als ich schliesslich im Ziel ankam, waren fast alle Anderen schon da. Ich bin 89. von 116 die es ins Goal geschafft... Das kostet mich also Heute auch wieder einige Plätze auf der Rangliste. 

Aber egal: Es war ein supergenialer Flug von 3 1/2 Stunden, durch schöne Landschaft (aus den Bergen ans Meer, dass man am Schluss schön vor sich liegen sah!) Ich habe viel dazugelernt, und mich an meinen neuen Flügel gewöhnt. Das Frühjahr kann kommen: Ich bin vorbereitet!

Morgen geht es nach Hause, diesmal hoffentlich ohne Komplikationen ;-)
Ich wollte mich noch für die vielen netten eMails & SMS bedanken, die ich in den letzten Tagen bekommen habe! Euer Daumendrücken hat mir sehr geholfen, auch wenn es jeden Tag ein paar Plätze weiter nach hinten ging: Nun bin ich mit Platz 55 von 130 ungefähr dort angekommen, wo ich mir vorher erhofft hätte zu stehen.
Jetzt geh ich zur Feier und Siegerehrung - man sieht sich dann in Good Old Europe!
 


Links

Hier nochmal eine Zusammenstellung aller Links dazu:


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